Mein Tolkien-Weihnachten

Eine Liebeserklärung

Vor über 10 Jahren gab es ein paar Jahre, um genau zu sein drei, in denen zu Weihnachten immer etwas besonderes geschah. 2001-2003 kam jeweils kurz vor Weihnachten ein Teil der „Herr der Ringe“-Trilogie ins Kino. Schon die ersten Trailer aus dem Jahre 2001 hatten mich und ein paar Freunde so begeistert, dass wir beschlossen, alle Filme auf jeden Fall zu sehen.

„Die Gefährten“ war dann meiner Meinung nach (- und das gilt für alle folgenden Aussagen, die sind total subjektiv und können von anderen Meinungen abweichen) ein grandioser Film, der zumindest für mich das Kinoerlebnis völlig neu definiert hat. Etwas derart bildgewaltiges hatte ich so wahrscheinlich noch nie gesehen, der Soundtrack war atemberaubend und die Handlung lässt sich nur mit episch beschreiben, was allein schon die Tatsache veranschaulicht, dass es eine Trilogie ist – da kommen noch zwei weitere Filme, genauso lang, genauso opulent! Mit einem Abstand von über 10 Jahren ist es natürlich schwer, sich an originale Eindrücke von damals zu erinnern. Aber die weiten Kamerafahrten über die neuseeländische Landschaft imponierten mir sehr, die großen Statuen der Altvorderen vor dem Wasserfall und der Säulensaal in den Minen von Moria. Dort findet auch der für mich ergreifendste Moment des ersten Teils statt: wenn Gandalf in den Schatten stürzt und dabei seinen Gänsehautsatz „Flieht, ihr Narren!“ ausstößt, kriege ich immer noch wässrige Augen. Damals um so schlimmer; als jemand, der die Tolkien-Bücher nicht gelesen hatte und sich nicht spoilern ließ, dachte ich wirklich, Gandalf wäre tot. Und ein Opfer muss es in den Filmen ja immer geben, dieses passte auch noch prima ins Schema F: der „übermächtige“ Zauberer, derjenige, der über alles bescheid weiß, wird den Gefährten entrissen – sonst wird ja auch alles zu einfach! Es ergab zu viel Sinn, als dass mir damals Zweifel kämen. Ich verließ jedenfalls leicht erschüttert den Kinosaal und man musste ein Jahr warten, bis es weiter ging.

Da der Film so erfolgreich war, ging er auch gleich in die Popkultur ein und bekam einen Haufen Oscars. Gandalfs entschlossenes „Du kannst nicht vorbei!“ wurde wohl vielfach anderweitig verwurstet, dann gab es noch den unglaublich unlustigen Fandub Lord of the Weed, der nur vollständigkeitshalber erwähnt sei. Viele Jahre später bekommt Boromir sein bis heute bekanntes Meme „One does not simply…“.

„Die zwei Türme“ ist ein Mittelstück voller kongenialer Zitate und dreht sich um die erste große Massenschlacht von Helms Klamm. Dagegen verblassen etwas die beiden anderen Handlungsstränge. Im Jahre 2002 war der digital eingefügte Gollum extrem beeindruckend. Natürlich fällt eine CGI-Figur in einem Fantasyszenario, wo ohnehin schon etliche seltsame Gestalten herumlaufen,  nicht wirklich als Fremdkörper auf. Vor allem nicht, wenn sie so gut gemacht ist wie Gollum, der extrem glaubwürdig in der Welt agiert. Höhepunkt ist dann die Schlacht um Helms Klamm, in der es zusammen mit der Schlacht um Minas Tirith im dritten Teil einige der lustigsten, coolsten und epischsten Kampf-Momente gibt. Legolas und Gimli liefern sich ein Wettrennen, wer die meisten Orks tötet, Legolas surft auf einem Schild die Treppe herunter, Theodins „Wo sind Ross und Reiter“-Ansprache, Gandalfs Ansturm mit den Rohirrim. Gänsehaut pur damals  im Kino und auch heute noch.

„Die Rückkehr des Königs“ dauert auf meiner Extended-Edition DVD sage und schreibe 4 Stunden und 38 Minuten (gut, davon sind 20 Minuten Abspann). So unglaublich viel Story muss vermittelt werden, dass man wahrscheinlich noch einen weiteren Film hätte machen können. Die schon erwähnte Schlacht um die Weiße Stadt Minas Tirith ist noch eine Ecke spektakulärer und größer. Auch wenn ich die Lösung, ein untotes Heer auf Seite der Menschen kämpfen zu lassen, etwas zu leicht finde. Im letzten Drittel des Films dreht sich dann alles um Frodo, Sam und den Einen Ring. Das Ende ist unglaublich spannend mitreißend. Hoffnungslosigkeit macht sich breit, wenn Frodo und Sam sich durch die Ödnis zum Berg schleppen, vom tragischen Zerwürfnis der beiden Freunde ganz zu schweigen. Der Zwischenfall mit der Spinne ließ mich damals im Kino kurz überrascht überlegen, ob nicht sogar Sam am Ende derjenige sein wird, der den Ring zerstört? Nein, natürlich nicht. Aber trotzdem finde ich es besonders faszinierend, das Tolkien Frodo am Ende quasi scheitern lässt und der Ring eigentlich nur durch Gollums Angriff vernichtet wird. Das Ende zieht sich über mehrere Stufen hinweg und bei jeder Ausblendung fragte ich mich – war es das jetzt? Ah nein, geht doch noch weiter. Es ist dann natürlich ein extrem rührseliger Abschied, bei dem ich jedes Mal in Tränen ausbrechen würde, wenn ich nicht so ein männlich Mann wäre.

Wir haben damals im Dezember 2003 tatsächlich das Triple-Feature mit allen drei Teilen am Stück im Kino geschaut. Es war eine einmalige Erfahrung, die ich niemals wiederholen würde. Es ist eine Sache, 9 Stunden im heimischen Sofa vorm Fernseher zu liegen, jederzeit anhalten und sich was zu Mampfen holen zu können. Eine ganz andere ist es, 9 Stunden im unbequemen Kinosessel (glaubt mir, nach 9 Stunden SITZEN ist jeder Sessel unbequem) ohne Beinfreiheit zu verbringen und nur alle anderthalb Stunden Pause zu haben. Das Ganze zog sich so lange hin und war unerwartet anstrengend, sodass ich im zweiten Teil sogar irgendwann kurz eingenickt bin. Im darauffolgenden Jahr 2004 haben wir im Dezember das Triple-Feature zuhause privat wiederholt – dabei bin ich noch wesentlich öfter eingeschlafen.

Seit dieser Zeit verbinde ich die (Vor-)Weihnachtszeit irgendwie mit Herr der Ringe. Zumindest einen der Filme schaue ich mit jedes Mal um Weihnachten herum an, das hat Tradition. So wie für andere, dass „Sissi“, „Kevin allein Zuhaus“ oder „Stirb Langsam“ im Fernsehen kommt. Seit 2012 lief nun Peter Jacksons neue Tolkien-Trilogie: „Der Hobbit“. Endlich wieder mittelerdiges zu Weihnachten im Kino!

the-hobbit-trilogy-teaser-posters

Deshalb hatte ich mir für diese Weihnachten einen Plan zurechtgelegt: Vor dem Kinobesuch des dritten Hobbit-Teils würde ich Teil 1 und 2 schauen, anschließend vor und über Weihnachten alle drei Herr der Ringe-Teile. Das war sehr zeitaufwendig, aber ich hatte zumindest die HdR-Filme schon ein paar Jahre nicht mehr gesehen. Insgesamt um die 20 Stunden saß ich am Fernseher und am Laptop, zwischen Weihnachtsbaum, Keksen und Kerzenduft, die heimelige Atmosphäre nur durch klirrenden Stahl, Kampfgetümmel und schrille Schreie gestört. Es waren schöne Weihnachtstage in Mittelerde, aber das war nun auch genug Fantasy für ein Jahr. Mindestens.

buechse out

1 Reaktion

  1. epson sagt:

    da hate du ja ein spannen weinachten kenne die leidenschaft nur bei animes schauen nicht eben mal 20 stunden aber in 2 tagen schafe ich schon mal so 10 oder 15 stunden =)

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