Ich las… „Der Marsianer“ von Andy Weir
Zum Geburtstag bekam ich das gewünschte Buch „Der Marsianer“ von Andy Weir geschenkt. Das ist knapp eine Woche her und ich habe es bereits komplett durchgelesen. Das könnte daran liegen, dass es mit 509 Seiten kein tonnenschwerer Über-Wälzer ist. Oder daran, dass der amerikanische Autor ganze Arbeit geleistet und ein spannendes Weltraumabenteuer abgeliefert hat, dass ich jedem Science-Fiction-Fan nur ans Herz legen kann.
„Der Marsianer“ ist packend und fängt gleich mittendrin an. Keine große Anlaufzeit, kein langsames Herantasten an das Szenario – wir sind sofort auf dem Mars und Mark Watney steckt sofort in lebensbedrohlichen Schwierigkeiten. Denn:
„Bei einer Expedition auf dem Mars gerät der Astronaut Mark Watney in einen Sandsturm und wird bewusstlos. Als er aus seiner Ohnmacht erwacht, ist er allein. Auf dem Mars. Ohne Nahrung. Ohne Ausrüstung. Und ohne Crew, denn die ist bereits auf dem Weg zur Erde. Für Mark Watney beginnt ein spektakulärer Überlebenskampf…“ – Klappentext
Ein paar schnell formulierte Gedanken zum Buch:
Zu Beginn war ich ein wenig überfordert mit den relativ wissenschaftlich beschriebenen Problemen, denen sich Watney gegenüber sieht. Vor allem, wenn es um chemische Vorgänge geht. Diese werden zwar meistens auch für Laien erklärt, aber ich war in Chemie schon in der Schule nicht wirklich ein Ass. Wenn Watney also detailliert überlegt, wie er Wasser von Wasserstoff trennen kann, Treibstoff produziert oder mit Sauerstoff herumhantiert und dabei mit Zahlen und Berechnungen herumwirft, dann ist das für einen Chemiker sicherlich interessant nachzuvollziehen, aber ich lese mehr oder weniger darüber hinweg und nehme es nur zur Kenntnis. Kudos an Andy Weir, der sich diese Mühe gemacht hat – ich bezweifle eigentlich zu keiner Sekunde, dass diese Rechnungen nicht realistisch sind und genau so funktionieren würden. Mich haben sie zu Beginn der Buches etwas gewundert, aber diese Passagen sind erstens nicht ausufernd lang, tragen zweitens enorm zur Dramatik lebensbedrohlicher Situationen bei und werden drittens schnell wieder von einem lockeren Spruch von Watney aufgedröselt, bevor es zu trocken werden kann. Von daher also kein großes Problem, sondern eher ein Pluspunkt, der noch größer wird, wenn man Chemiker ist und wirklich versteht, was vor sich geht.
Die Prämisse ist ja eigentlich so, dass man denken würde – das kann Mark Watney niemals überleben. (Wobei der Rückseiten- und Klappentext etwas mogelt. Er ist nicht komplett ohne Nahrung und Ausrüstung auf dem Mars.) Aber in kleinen Babyschritten baut er sich sein eigenes Überleben auf dem Mars auf – bis es immer wieder zu katastrophalen Zwischenfällen kommt, bei denen man denkt: „Das war’s jetzt“. Natürlich war es das nicht. Wir haben es hier quasi mit „Apollo 13“ zu tun, alles wird unternommen, um den Mann zurück zu holen. Außerdem ist Watney ein kleiner McGuyver, nur in realistisch. Genau diese Konstellation lies mich immer weiterlesen: Ich wollte sehen, was das nächste Problem ist, wie Watney es löst und ob er irgendwann an seine Grenzen stößt. Das macht den „Marsianer“ für mich ungeheuer spannend.
Berufskrankheit: die deutsche Übersetzung von Jürgen Langowski ist sehr gut geworden. Allerdings war die Übersetzung jedes Mal sehr offensichtlich, wenn jemand von der NASA „Jesus!“ oder „Jesus Christus!“ sagte. Was hätte gegen ein „Um Himmels Willen!“ oder „Grundgütiger!“ gesprochen? Das ist aber auch schon der einzige Kritikpunkt. Ich kenne zwar den Ausgangstext nicht, aber ich glaube, der Übersetzer hatte die undankbare Aufgabe, einen „That’s what she said“-Witz zu übersetzen. Die schwerste Prüfung überhaupt.
Fazit: Wer also auf realistische Raumfahrt-Science-Fiction steht, dem kann ich „Der Marsianer“ nur wärmstens empfehlen. Das Buch wurde übrigens von Ridley Scott (Alien, Gladiator) verfilmt, „Der Marsianer“ mit Matt Damon in der Hauptrolle kommt am 26. November (?) in die Kinos – und der Trailer sieht schon verdammt gut aus, das wird ein Pflichtbesuch für mich.